Im Gegensatz zu den hinlänglich bekannten Kornmühlen, wo das Korn früher zwischen zwei Steinen gemahlen wurde, beginnt der Arbeitsprozeß einer Ölmühle zunächst mit dem Zerquetschen der Ölfrüchte.
Die Arbeit des Ölschlagens fängt im Kollergang, einem aus zwei Läufersteinen bestehenden Quetschwerk, an.
Zwei aufrecht stehende Mühlsteine drehen sich in einem Holzbottich auf einem dritten Stein, dem sogenannten "Heerd" oder Erdstein sowohl um ihre eigene Achse als auch um eine gemeinsame Mittelachse.
Die "Anstreicher" sorgen für eine gleichmäßige Auflockerung des Samens und streichen das Mahlgut immer wieder in die Laufrichtung der Kollersteine zurück.
Damit sich das Öl besser vom Schrot trennen kann, wird etwas Wasser hinzugefügt.
Hölzerne Mitnehmer verteilen dabei die Ölfrüchte, wie Lein- und Mohnsamen, Raps- oder Rübsamen, Bucheckern oder Sonnenblumenkerne, im Büttenkump.
Ist das Mahlgut ausreichend zerquetscht, werden die "Anstreicher" hochgezogen und die "Abstreicher", die das Mahlgut aus der Laufrichtung der Steine hinaus durch eine Öffnung im Holztrog herausstreichen, herabgelassen.
Im nächsten Arbeitsgang wird der bei Raumtemperatur zerquetschte Samen auf einem Wärmeofen erhitzt, um das Öl im Mahlgut aufzuweichen.
Die erwärmte Masse wird nun in Handtücher gefüllt und in zwei Presspfannen in die Presse gestellt.
In die Presspfanne wird ein Holzklotz gestellt, der die Kraft des Festkeils auf die Ölsaat gleichmäßig verteilt.
Über der Presse, einem dicken, liegendem, tief ausgehöhlten Baumstamm, sind senkrecht drei Holzpfosten (Stampfen oder Rammen) angebracht.
Sie sind oben durch ein Radwerk und ein hölzernes Gestänge mit dem Mühlrad verbunden, werden hochgezogen und mit der Wucht ihres eigenen Gewichtes wieder herunter
gestoßen.
Die Rammhämmer treiben die Keile in den Pressraum um die nötige Kompression zu erreichen.
Ein unterschlächtiges Wasserrad treibt durch Übersetzung der Wasserkraft um mehrere hölzerne Zahnräder diese beiden Anlagen gleichzeitig:
In der Stampfe wird nun das Öl aus der erwärmten Ölfruchtmasse herausgepreßt und läuft durch zwei Löcher im Boden der Presse in zwei Auffanggefäße unter der Presse. Nach etwa 50 Schlägen ist die Masse genügend ausgepreßt. Der Druck im Mahlgut beträgt dann ca. 170 (!) bar.
Im Preßsack verbleibt ein aus den Rückständen verdichteter "Ölkuchen", der vornehmlich als Viehfutter dient.
Um zwei Zentner Ölfrucht zu verarbeiten, brauchte man seinerzeit etwa 12 Stunden underhielt rund 34 Liter Öl.
Das abgefüllte Öl muß zu Klären noch ca. 10 Tage stehen.
Verständicherweise war das erste gepresste Öl das Beste. Da das zweite gepresste Öl vor dem Pressvorgang erwärmt wurde, blieb es auch nach dem Absinken der Schwebstoffe etwas unklar. Es war billiger als das Erst-gepreßte und auch nicht solange haltbar. Das Öl aus dem dritten Pressvorgang diente ausnahmslos nur für Öllampen.